Was wäre, wenn man in ein Auto alle erdenklichen Sicherheitsfeatures einbauen würde, die es gibt? Dann ist es ein Volvo – na klar. Vor 50 Jahren steckte die automobile Sicherheitstechnologie noch in den Kinderschuhen.
Airbags, ABS, Rückfahrkamera oder Seitenaufprallschutz: Was 2020 zu den Standard-Sicherheitssystemen gehört, war bei der Präsentation des Volvo Concept Car am Genfer Autosalon im Jahr 1972 eine Sensation. Die im Volvo Experimental Safety Car – kurz VESC – vorgestellten Sicherheitstechnologien waren ihrer Zeit weit voraus. Und trotzdem folgten sie dem traditionellen Leitsatz der Volvo Gründerväter Assar Gabrielsson und Gustaf Larson: «Autos werden von Menschen gefahren. Das Leitprinzip hinter allem, was wir bei Volvo tun, muss deshalb Sicherheit sein und bleiben.»
Der Volvo VESC war nicht bloss ein visionäres Concept Car, sondern sollte zur Blaupause werden für viele Sicherheitsinnovationen der kommenden Jahre. Auch wenn im VESC 1972 vieles noch Zukunftsmusik war, zeichnete sich bereits die Grundform der Volvo 240er-Baureihe ab, die mit fast 3 Millionen verkauften Einheiten zur erfolgreichsten Modellreihe überhaupt werden sollte. Unter anderem wurde der Volvo 240 auch in der zweifarbigen Lackierung (orange/mattschwarz) angeboten. Was trendy aussieht, war in Tat und Wahrheit bereits ein Sicherheitsfeature. Während Orange eine Signalfarbe ist, die schon von weit her sichtbar ist, verhindert die mattschwarze Haube Sonnenreflexionen auf dem Lack. Cool und sicher!
Wenn der Begriff «Schwedenpanzer» je auf ein Fahrzeug zutraf, war es der VESC. Die Karosserie war eine Festung. Die Seitentüren wurden durch waagrechte, röhrenförmige Streben verstärkt, um Seitenkollisionen zu widerstehen. Ausserdem gab es einen Überrollbügel sowie Teleskopstossstangen, die einer Kollision von bis 16 km/h standhalten konnten. Neu war auch das Konzept, dass der tief eingebaute Motorblock bei einem Frontalaufprall unter die Fahrgastzelle gedrückt wird. Die vorgespannte Lenksäule zog sich bei einem Crash 15 Zentimeter ins Armaturenbrett zurück. Der Tank wurde mittig unter die zweite Sitzreihe montiert, um ihn bei einer Kollision zu schützen. Dazu sollte es dank der innovativen elektronischen Einzel-Bremssteuerung, dem Vorläufer des Anti-Blockier-Systems, gar nicht erst kommen.
Der VESC war der erste Volvo, der Airbags im Front- und Fondbereich hatte. Und ein weiterer Airbag bei der Hutablage schützte bei Auffahrunfällen. Im Fond gab es zudem feste Kopfstützen sowie Sicherheitsgurten auf der Rückbank.
Eine Heckkamera mit Röhren-Monitor im Armaturenbrett war 1972 ebenso einzigartig, wie die Warnleuchten bei geöffneten Türen oder der Warnton beim Rückwärtsfahren, wie man es heute von Lastwagen kennt.
Der VESC war aber nicht nur sicher, sondern auch in ökologischer Hinsicht ein Vorläufer. Mit Benzineinspritzung und einem System zur Abgasrückführung mit Katalysator erfüllte der überarbeitete Vierzylindermotor bereits die für 1974 vorgesehenen und strengen Abgasvorschriften in den USA.