Musik ist Emotion. Sie begleitet uns auf Reisen, schafft Atmosphäre und macht jede Fahrt zum Erlebnis. Doch ein wirklich beeindruckendes Klangerlebnis im Auto erfordert mehr als nur Lautsprecher – es ist eine Frage von Präzision, Technologie und einer durchdachten Akustik-Philosophie.
Wir haben mit dem Car HiFi-Experten Stefan Schickedanz gesprochen, einem der renommiertesten Tester für Car-Audio-Systeme und Chefredaktor von STEREO GUIDE. Seine Einschätzung bestätigt: Volvo gehört klanglich zur Elite der Branche – und das zu einem vergleichsweise fairen Preis.
Besonders das Bowers & Wilkins System im Volvo V90 gehört laut Schickedanz zu den besten werksseitig erhältlichen Car-Audio-Systemen – tonal ausgewogen, natürlich und konkurrenzlos in seiner Preisklasse.

Volvo hebt sich ab – mit innovativer Klangphilosophie
Während viele Hersteller Car-Audio als optionales Extra betrachten, integriert Volvo den Klang als essentiellen Bestandteil des Fahrerlebnisses. Dies zeigt sich an einzigartigen Klangmodi wie der Gothenburg Concert Hall, die das Erlebnis eines Live-Konzerts simuliert. Auch die enge Zusammenarbeit mit Dirac sorgt für eine akustische Perfektion, die sonst nur in professionellen Tonstudios zu finden ist. Schickedanz fasst es treffend zusammen:
«Moderne Soundsysteme in Volvo Fahrzeugen bieten eine Qualität, die früher nicht einmal in High-End-Wohnzimmeranlagen verfügbar war.»
Die Zukunft des Car-Audio – Volvo ist bereit
Mit Dolby Atmos und weiteren digitalen Klangoptimierungen setzt Volvo schon heute Massstäbe für das Car-Audio der Zukunft. Die Kombination aus hochwertigen Komponenten, innovativer Software und skandinavischem Design macht Volvo zu einem der führenden Anbieter im Premium-Segment.
Das ausführliche und sehr spannende Interview mit Stefan Schickedanz findest du hier.

Dein persönlicher Zugang zu Musik und Klang
Stefan, wie bist du dazu gekommen, Car-Audio-Systeme zu testen? Gab es ein Erlebnis, das deine Leidenschaft für guten Klang geweckt hat?
Es gab tatsächlich einen Bowers & Wilkins-Moment. Ich folgte einer Presseeinladung zu einer Unterhaltungselektronik-Messe in Düsseldorf und erhielt dort ein Flugblatt zur ersten High-End-Messe in einem benachbarten Hotel. Vor einem Raum blieb ich stehen – es klang, als würde nebenan jemand mit Orgel und Saxophon spielen. Doch es war die Schallplatte «Antiphone Blues» über zwei Bowers & Wilkins 801, die auch als Abhörmonitore in den Abbey Road Studios verwendet wurden.
Diese Musikwiedergabe mit ihrer Authentizität, Intensität und dem tiefen, druckvollen Bass hatte ich noch nie gehört. Preislich unerreichbar, bestärkte mich die Anlage aber darin, wenigstens mit britischen Boxen weiter aufzurüsten und Tester bei einem der Magazine zu werden, die wir im Unterricht unter der Schulbank lasen. Das klappte einige Jahre später bei der HIFI VISION in Hannover, wo ich dann als Leiter Sonderaufgaben das Car-Audio-Magazin «HIFI MOBIL» ins Leben rief.
Die Auto-HiFi-Anlagen, die wir testeten, fielen allerdings ins Selbsteinbau-Segment. Hochwertige HiFi-Systeme ab Werk, wie wir sie heute aus den Volvo Fahrzeugen kennen, waren damals noch kein Thema.
Welche berufliche Station oder welches Projekt hat dich in deiner Karriere besonders geprägt?
Bei AUDIO und stereoplay, wo ich heute noch regelmässig HiFi-Anlagen teste, bekam ich 2010 die Möglichkeit, ein Hochglanz-Sonderheft namens «Nobel Sounds – Formel 1 für die Ohren» voller Auto-HiFi-Tests mit Traumwagen zu schreiben. Ein besonderer Moment war es, das Heft in einer Stuttgarter Zeitschriftenhandlung direkt neben der «Ramp» im Regal zu sehen.
Ende 2021 startete ich parallel zu meiner anderen Testerarbeit mein Herzensprojekt: das Online-Magazin STEREO GUIDE, mit Fokus auf moderne HiFi-Lösungen wie Kopfhörer, Bluetooth, Smart HiFi und Car Audio. Das Magazin ist auf Deutsch und Englisch verfügbar. Im Dezember 2024 erreichten wir über 100 000 Besucher – auf Augenhöhe mit bekannten Verlagsmarken. Das zeigt, wie stark sich der Markt aktuell verändert.
Gibt es ein bestimmtes Auto oder ein Soundsystem, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Nach über einer Million Kilometern am Steuer teils ikonischer Fahrzeuge ist das gar nicht so einfach zu beantworten. Natürlich fällt mir der schnellste Hörtest aller Zeiten bei 320 km/h ein – ein Erlebnis, das nur möglich wurde, weil Autohersteller Mitte der Nullerjahre High-End-Audio ab Werk immer mehr für sich entdeckten. Ich wollte unbedingt diesen über 500 PS starken 10-Zylinder fahren. Für das Sonderheft «Noble Sounds» konnte ich mir zudem den Traum erfüllen, das damals schnellste Serienauto der Welt mit über 1000 PS zu testen.
Doch dann – und das sage ich nicht, weil dieses Interview im Volvo Blog erscheint – kommen gleichauf mit diesen Erlebnissen einige bewegende Begegnungen mit Schwedenstahl. Besonders der Test des V60 T6 Twin Engine blieb haften. Er hatte das grössere der beiden Bowers & Wilkins Soundsysteme mit dem ikonischen «Tweeter on Top». Nach meinen Hörtests und einer ausgiebigen Drift-Session bei den Volvo Wintertestfahrten nutzte ich die freie Bahn für ein spektakuläres Duell auf Eis und Schnee mit GT-Pilot Jakob Schober von Lechner Racing. In diesem Moment hat mich nicht nur der Sound, sondern auch das Allradsystem sehr überzeugt.
Ich fahre leidenschaftlich gerne Oldtimer-Rallyes und ergatterte im letzten Sommer einen Fahrerplatz bei der Silvretta Classic – wieder in einem Volvo, diesmal aus den 60ern. Den schneeweissen Amazon hatten sie mit Weber-Doppelvergasern und Sportauspuff auf stramme 120 PS getunt. Doch es gab keinerlei Servo-Unterstützung – anders als beim P1800 ES nicht einmal für die Bremsen, die rundum Trommeln hatten. Der Verzicht auf Sicherheitsgurte sorgte auf den engen, verwinkelten Alpenpässen für mehr Nervenkitzel als meine rasante Testfahrt in der limitierten Strassenversion eines Le-Mans-Rennwagens. Das war kein sportliches Fahren, wie ich es kannte, das war körperliche sportliche Betätigung unter höchster Konzentration.
Der uralte Volvo liess die Begegnungen mit PS-Protzen inklusive der Vollgasfahrt im seinerzeit schnellsten Auto der Welt wie Kinderspielzeug erscheinen – und selbst der Schneewittchensarg oder mein eigener Oldtimer wirkten dagegen modern. In Verbindung mit der vorgeschriebenen mechanischen Zeitmessung war ich auf den Platz im Mittelfeld fast so stolz wie sonst auf meine Podiumsplätze.
Volvo und die Klangphilosophie
Volvo scheint dem Thema Klang eine besonders hohe Priorität einzuräumen. Warum, glaubst du, ist das so?
Gute Frage, doch obwohl ich oft auch den Principal Acoustica Engineer Hans Lahti und andere Leute hinter den Soundsystemen persönlich getroffen habe, kann ich das aus dem Stand nicht beantworten. Wir haben eigentlich nie über das «Warum», sondern immer nur über das «Wie» gesprochen. Vielleicht hat es mit ganzheitlichem Genuss zu tun. Die Volvo Fahrzeuge waren eigentlich immer gut motorisiert, wie ich auch gerade beim P1800 ES selber feststellen konnte. Sie haben sich aber nie primär über Fahrdynamik oder die Technik des Antriebs definiert.
Statt Egotrips des Fahrers stehen für Volvo wohl eher der Komfort und die Sicherheit für alle an Bord im Mittelpunkt. Zudem verfolgt die gesamte Autoindustrie gerade die Ziele Elektrifizierung und autonomes Fahren. Damit rückt die Unterhaltung während der Fahrt oder der Ladepausen immer stärker in den Fokus – nicht nur bei Volvo, sondern auch bei den anderen Herstellern. Doch Volvo macht das irgendwie konsequenter als die meisten. Vielleicht spielt dabei auch die Geografie eine Rolle.
«Bei Volvo geniesst Klang ganz offensichtlich einen sehr hohen Stellenwert.»
Am Hauptsitz in Göteborg gibt es ein ausgezeichnetes Konzerthaus («Konserthuset») mit einem eigenen Sinfonieorchester. Ich war selbst schon dort – bei einem einzigartigen Event. Volvo übertrug die erste Hälfte des Konzerts mit bekannten Werken von Komponisten wie Tschaikowski live in eine Reihe von V90 und XC90 mit Bowers & Wilkins Soundsystemen, die vor der Halle für die Journalisten bereitstanden. Den zweiten Teil konnten wir als Teil des Publikums auf den Rängen verfolgen. Die Verbundenheit mit dem Kulturhaus geht so weit, dass man in den Soundsystemen von Volvo das Sound-Preset «Gothenburg Concert Hall» für ein besonderes Raumerlebnis über Mehrkanal-Surround abrufen kann. Der Klangeffekt passt nicht zu allen Musikarten, verleiht aber geeigneten Klassik-Aufnahmen ein Plus an Raum-Feeling.
Ein anderer geografischer Effekt könnte die Nähe zu Dirac sein. Und man spricht auch die gleiche Muttersprache wie im Hauptquartier in Upsala, wo das Unternehmen aus Forschungen an der dortigen Universität entstand. Dirac gilt mit seinen verschiedenen Softwarelösungen wie Dirac Live oder Dirac Unison auch bei anderen Soundentwicklern, die ich kenne, als absolute Wunderwaffe, um spezifische Nachteile der Musikwiedergabe im Fahrzeug zu kompensieren.
Im Auto kennt man in der Entwicklungsabteilung eines Herstellers zwar im Gegensatz zum Wohnzimmer genau die Sitzplätze der Zuhörer, doch ansonsten gibt es eigentlich nur Nachteile. Mal abgesehen von Zielkonflikten sind die geringen Abstände der einzelnen Lautsprecher zu den Ohren der Insassen eine Herausforderung. Das gilt gerade in Verbindung mit den technischen Erfordernissen des Fahrzeugbaus geschuldeten oft sehr grossen Abständen zwischen den Lautsprecher-Chassis der einzelnen Signalbereiche.
Diese Probleme kann Dirac mit seiner digitalen Signalverarbeitung lösen. Doch Dirac ist bei allem Potenzial kein Allheilmittel. Ein Freund, der an der Entwicklung zahlreicher High-End-Soundsysteme in den Fahrzeugen einer bekannten Nobelmarke verantwortlich war, meinte damals, dass es nur wenige in der Branche gibt, die Dirac in seiner Wirkung richtig verstanden haben und es sinnvoll nutzen können. Da könnte die Nähe zum Hauptquartier der Schweden ein Plus für das Audio Engineering von Volvo sein.
Nimmst du als Experte eine besondere Hingabe oder Philosophie wahr, die sich in den Volvo Fahrzeugen zeigt? Und hebt sich Volvo für dich in diesem Bereich von anderen Herstellern auf dem Markt ab?
Ja, absolut. Bei Volvo geniesst Klang ganz offensichtlich einen sehr hohen Stellenwert. Um bei Dirac zu bleiben: Ein Fehler, den offenbar einige Entwickler gerade zu Anfang gemacht haben, ist neben falschen Setups des komplexen Systems das blinde Vertrauen in die DSP-Technik. Das Vertrauen darauf, dass es auf die Positionierung der Lautsprecher gar nicht ankommt, weil Dirac aus einem über die ganze Kabine wild verteilten Haufen von Hochtönern, Mitteltönern und Bässen schon irgendwie ein stimmiges, auch im Timing von Impulsen perfektes HiFi-System zaubert.
Dazu muss man wissen, dass hinter den Kulissen der Autohersteller oft ein Gezerre zwischen Sound- und Interieur-Design-Abteilungen stattfindet. Und jene, die für Sicherheitsfeatures zuständig sind, haben ebenfalls Ansprüche in Hinblick auf Crash-Verhalten, was sich auf die Einbauorte der Lautsprecher auswirkt.
Beim Blick auf aktuelle Fahrzeugangebote aller Marken fällt auf, dass heutige Designer total auf glatte Flächen stehen. Da sind im Innenraum-Design dann Lautsprecher-Grills nur störend. So scheiterte, wie ich unter vorgehaltener Hand erfuhr, vor längerer Zeit eine Zusammenarbeit eines bekannten HiFi-Herstellers mit einer bekannten Automarke daran, dass dem Soundsystem 3-Wege-Systeme zur besseren Anbindung an die Subwoofer verwehrt blieben.
Schaut man in einen Volvo mit Bowers & Wilkins, erblickt man hingegen Bilderbuch-Lösungen aus akustischer Sicht wie den Tweeter on Top für den Center-Kanal. Hinter dem Begriff verbirgt sich eine Aluminium-Kalotte in einem eigenen, akustisch optimierten Nautilus-Gehäuse, wie man es von den High-End-Lautsprecher-Serien der Briten kennt. Selbst bei einem günstigeren Harman Kardon System sitzen Mittel- und Hochtöner in den vorderen Türen direkt nebeneinander, was gut für die Abbildung und Ausgewogenheit ist und dem DSP mit seinem Dirac unnötige Rechenarbeit für Laufzeitkorrekturen erspart.
Volvo arbeitet mit Harman Kardon und Bowers & Wilkins zusammen. Wie würdest du die Unterschiede in den Ansätzen dieser beiden Partner beschreiben? Wie viel Einfluss hat bzw. nimmt Volvo auf die Entwicklung der Systeme?
Der Unterschied liegt in der Positionierung. Harman Kardon steht für gehobenes HiFi mit ausgewogener Wiedergabe aller Frequenzen und soll dabei erschwinglich bleiben. Bei vielen Volvo Modellen gehört das Harman Kardon Soundsystem, wie beim EX30 mit seiner Soundbar, zur Serienausstattung oder ist Teil eines Ausstattungspakets.
Bowers & Wilkins ist höher positioniert und geniesst einen legendären Ruf, der sich auf die 800er-Serie in Tonstudios stützt – etwa Abbey Road in London. Die Briten übertrugen die Lizenz an den amerikanischen Harman Konzern, der inzwischen zu Samsung gehört. Harman Automotive verantwortet auch die Car-Audio-Systeme von Bang & Olufsen und bündelt mit Entwicklungszentren weltweit eine enorme Kompetenz, auch was die Elektronik oder das Interface-Design betrifft.
Selbst die kunstvollen Lautsprecher-Grills, die bei Volvo meist aus Metall bestehen, entstehen bei Harman. Eine spezielle Software vereint dabei ästhetische und akustische Erfordernisse. Somit hat Volvo mit Harman Automotive einen Ansprechpartner für beide Audio-Brands in seinen Fahrzeugen.
Hattest du schon Gelegenheit, den Abbey-Road-Studio-Modus im EX90 zu testen. Wenn ja, wie nah kommt dieser Modus für dich an das Erlebnis eines echten Aufnahmestudios heran?
Leider nein, aber Anfang Februar ist es so weit. Ich bin gespannt, zumal ich schon einmal in den Abbey Road Studios hinter dem Mischpult bei einer Produktion von Steve Levine (Culture Club) zuhören konnte. Steve ist übrigens Autofan und besitzt eines der originalen Fahrzeuge aus dem James-Bond-Film «Hauch des Todes».
Gut, dass du das fragst – ich muss unbedingt vorher die stark limitierte CD von damals rippen und im EX90 abspielen. Aber so viel kann ich schon sagen: Der Soundeffekt wird wohl genau das Gegenteil des Gothenburg Concert Hall Presets sein – sehr trocken und kompakt statt luftig und weiträumig.
Volvo bietet Klangprofile wie die Gothenburg Concert Hall, einen Jazzclub oder Bühne. Was hältst du von dieser Herangehensweise, den Klang an verschiedene Stimmungen oder Genres anzupassen?
Das finde ich nach anfänglichem Zaudern inzwischen sehr nützlich. Wir HiFi-Tester haben uns über Generationen auf den puristischen Stereo-Klang eingeschworen. Anfangs habe ich möglichst das Stereo-Setup genutzt. Aber ein fahrendes Auto unterliegt anderen Gesetzen als ein stiller Hörraum. Auch Elektroautos sind ja nicht wirklich lautlos: Wind, Abrollgeräusche und Poltern verdecken feine Nuancen, denen wir im Hörraum nachjagen.
Ein weiteres Problem ist die Enge der Fahrgastkabine. Dabei lebt Stereophonie oder Surround vom Raumgefühl. Diesen Aspekten mit Klang-Presets nachzuhelfen, ist durchaus okay. Anfangs waren Raumklang-Effekte oft schlecht umgesetzt, klangen verwaschen oder diffus. Schliesslich mussten Mehrkanal-Signale aus einer normalen Stereo-Aufnahme gewonnen werden. Mittlerweile hat die DSP-Technik das aber gut im Griff, und bei Volvo kannst du mit dem virtuellen Slider selbst die Stärke der Surround-Effekte anpassen.
Wenn man – wie ich inzwischen auch – Surround-Wiedergabe im Auto nutzt, bringt das eine gleichmässigere Schallverteilung, die Fahrgeräuschen entgegenwirkt. Mehr Lautsprecher kommen zum Einsatz, die weniger an ihren Limits betrieben werden. In meinen Tests habe ich die Klangverteilung auf mich ausgerichtet und den Surround-Effekt nicht übertrieben weit aufgedreht. Anfangs hatte ich dieses Feature zugunsten von Stereo sogar deaktiviert. Das sorgte im Stand für grössere Präzision, doch während der Fahrt ist Surround in der Regel klar überlegen – und darauf kommt es letztlich an.
Wie findest du die Möglichkeit, dass man sich mit dem Schieberegler praktisch vom Surround umhüllen kann? Oder, dass man den Sound auf den Fahrersitz ausrichten kann?
Das hat Volvo perfekt gelöst. Man kann die Räumlichkeit an seinen Geschmack und die Aufnahme anpassen und mit einem Touch auf dem Zentralbildschirm die perfekte Klangverteilung einstellen, wenn man alleine fährt. Bei meinem eigenen Wagen müsste ich dafür umständlich mit Balance und Fader arbeiten.
Technologische Innovationen und praktische Tipps
Dirac Unison, Quantum Logic Surround, Vehicle Noise Compensation – Volvo integriert viele Technologien in seine Soundsysteme. Kannst du unseren Lesern kurz erklären, was das ist und was es bedeutet?
Vereinfacht ausgedrückt erleichtert Dirac Unison mit seinen Algorithmen die komplexe Implementierung von HiFi im Fahrzeug-Innenraum. Die Software sorgt für optimalen Klang auf allen Plätzen und für satte Bässe ohne Dröhnen oder Verzögerung.
Mit dem Erfinder von Quantum Logic, Dr. Gil Soulodre, konnte ich selbst über seinen Algorithmus sprechen, der ihm im Traum einfiel und den Harman von dem Grammy-prämierten Toningenieur kaufte. Quantum Logic ist ein semantischer Algorithmus, der aus einer Stereo-Abmischung die einzelnen Instrumente herausfiltern und separieren kann. Sogar der Hallanteil und andere Einflüsse des Aufnahmeraums lassen sich gezielt den Surround-Kanälen zuführen. Das hilft natürlich bei akustischen Stunts wie dem Klangmodus «Gothenburg Concert Hall».
Die Vehicle Noise Compensation lässt sich als dynamischer Equalizer begreifen, der die Klangbalance an Fahrgeräusche anpasst, damit Bässe nicht von Motorbrummen oder Abrollgeräuschen verdeckt werden. Je nach Fahrzeug und Hersteller gibt es Lösungen, die entweder auf Standardwerten oder geschwindigkeitsabhängigen Werten basieren oder mit Mikrofonen im Innenraum arbeiten, um die aktuellen Geräusche zu kompensieren.
Welche empfindest du als besonders relevant für das Klangerlebnis?
Quantum Logic kann man machen, muss man aber nicht. Die Vehicle Noise Compensation würde ich gemeinsam mit Dirac Unison als essentiell bezeichnen.
Jeder liebt Musik und im Auto oft auch gerne laut, aber wie erkennt man als audiophiler Laie, ob ein Soundsystem wirklich gut ist?
Was gutes Audio ausmacht? Entweder erinnert es dich an Live-Konzerte oder Clubs – oder es stellt sich einfach Gänsehaut ein. Es gibt sogar Songs, die mich im Wohnzimmer kalt lassen, aber am Steuer jedes Mal ein breites Grinsen erzeugen. Da addieren sich Klang- und Fahrerlebnis, und mit einem hochwertigen Auto-Soundsystem klingt Musik besonders intensiv.
Welche Tipps würdest du einem Volvo Fahrer geben, um das Soundsystem optimal einzustellen?
Das Gute an den Volvo Soundsystemen ist, dass sie sich leicht handhaben lassen. Fader, Balanceregler und insbesondere Equalizer sind etwas für Fortgeschrittene. Laien können sich damit auch ganz schön den Klang vermurksen. Da ist die Klangoptimierung für bestimmte Sitz-Situationen per Touch-Befehl natürlich prima. Ansonsten würde ich nur raten, bei der stufenlosen Dosierung der Surround-Effekte die Devise «weniger ist mehr» im Hinterkopf zu behalten. Wenn es wie in der Waschküche hallt und das halbe Orchester von hinten kommt, hast du es wohl übertrieben.
Ein Blick in die Zukunft
Wohin könnte die Reise in der Fahrzeugakustik in den nächsten Jahren gehen? Gibt es Trends, die du besonders spannend findest?
Dolby Atmos finde ich sehr vielversprechend – gerade nach einer Testfahrt mit Bowers & Wilkins 3D Sound. Damit gibt es bei Streaming-Anbietern wie Apple Music endlich ein handliches Mehrkanal-Format fürs Auto. Das ist immer besser, als ein Stereo-Signal per Algorithmus auf Surround zu aufblasen, zumal Dolby Atmos mit Höhen-Kanälen eine dritte Dimension verleiht. Anders als bei Stereo-Blow-ups kann man schon im Tonstudio genau festlegen, wo Instrumente oder Soundeffekte um die Zuhörer platziert sind. Auch die klangbeeinträchtigenden Artefakte nehmen ab, wenn die Surround-Kanäle nicht erst in Echtzeit aus einem Stereo-Signal generiert werden müssen.
Ein weiterer Trend sind eigene Hörzonen – die Vision, dass jeder im Auto andere Prioritäten setzen kann, etwa indem nur der Fahrer die Navigationsansagen hört. Solche Prototypen habe ich kürzlich getestet. Doch ich bleibe skeptisch, ob sie sich in der Serie durchsetzen. Vielleicht stecken manche Entwickler zu hohe Erwartungen an die Technik. Wir werden sehen.
Glaubst du, dass Soundsysteme in Autos künftig auch für immersive Audio-Erlebnisse wie Meditation oder Podcasts optimiert werden könnten?
Im Endeffekt bieten viele Fahrzeuge diese Möglichkeiten schon jetzt. Für Meditation – was man hinterm Steuer nicht einmal auf einer, aus deutscher Sicht stark tempobegrenzten eidgenössischen Autobahn tun sollte – bietet sich ein Surround-Modus an, der dich von allen Seiten einhüllt in die Klänge. Im Volvo kannst du mit dem virtuellen Slider den Level der Immersion sogar selbst bestimmen. Podcasts brauchen keine Immersion, sondern klare Stimmenwiedergabe. Ein trockener Stereo-Klang-Modus mit reduziertem Surround-Anteil bietet sich dafür an.
«Das Bowers & Wilkins im V90 ist eines der tonal ausgewogensten und natürlichsten Car-Audio-Systeme überhaupt, die ab Werk angeboten werden.»
Persönliche Highlights und Empfehlungen
Gibt es ein Lieblingslied oder ein Genre, das du immer als Referenzstück nutzt? Warum gerade dieses?
Früher hatte ich immer ein Bündel Referenz-CDs dabei. Da waren idealerweise Titel drauf, mit denen du wie mit der unter Testern beliebten Live-Aufnahme von «Hotel California» möglichst viele Kriterien auf einen Schlag abklopfen konntest: Tonalität bei Stimme und Akustik-Gitarre, Tiefgang, Punch und Präzision im Bass sowie Transparenz und Auflösung beim Applaus.
Heute spielt Zeit eine grössere Rolle, da Testgeräte und Fahrzeug-Soundsysteme immer mehr Features haben, mit denen du dich ebenfalls beschäftigen musst. Inzwischen habe ich mit meinem eigenen Online-Magazin STEREO GUIDE eine Partnerschaft mit dem klanglich exzellenten Musikdienst Qobuz, für den wir Playlists zusammengestellt haben – mit Songs, die wir auch selbst für unsere Hörtests nutzen. Hier finden eure Leser eine solche Playlist: «Till Tomorrow» von Yello mit dem Trompeter Till Brönner findet sich beispielsweise auch auf unserer Playlist STEREO GUIDE Extreme Bass Test.
Was Genres betrifft, höre ich Klassik oder Jazz viel lieber live als über eine Stereo-Anlage. Wir haben hier in Stuttgart mit dem BIX einen der besten Jazz-Clubs des Landes, den ich gerne besuche.
Welches Volvo Soundsystem hat dich persönlich am meisten beeindruckt, und warum?
Das war das Bowers & Wilkins im V90, in dem das ganze Know-how von Volvo eingeflossen ist. Es ist für mich nicht nur eine der besten B&W-Automotive-Anwendungen, sondern auch eines der tonal ausgewogensten und natürlichsten Car-Audio-Systeme überhaupt, die ab Werk angeboten werden und dabei noch nicht annähernd so teuer wie die High-End-Klang Lösungen anderer Hersteller. Es war zur Zeit des Tests im Business-Paket für unter 4 000 Euro enthalten. Da kann man bei manchem Mitbewerber noch ein oder zwei Tausender mehr allein für die Anlage drauflegen.
Wenn du einen Volvo und einen Song nennen müsstest, die perfekt zusammenpassen – welche wären das?
Ich denke, der Schneewittchensarg und «Born To Be Wild» von Steppenwolf oder der getunte Amazon und «Thunder Road» in der Live-Version von Bruce Springsteen. Nur hören würde ich es darin am Ende dann doch nicht wollen. Deren alten Mono-Radios hatte ich nach der Fahrt mal kurz ein- und mit verstörtem Blick gleich wieder ausgeschaltet.
Die beiden Volvo Rallyes haben mir beruflich wertvolle Erkenntnisse gebracht: Beim Infotainment spiegelt sich der Fortschritt seit den 70er-Jahren noch deutlicher als bei Motor, Bremsen und Fahrwerk, deren Schwächen den nostalgischen Fahrspass sogar noch intensivieren. Nach hunderten Rallye-Kilometern tat mir trotz aller körperlichen Arbeit nie etwas weh – aber wenn ich mit den alten Autoradios auch nur eine kurze Strecke Musik hören müsste, bekäme ich vermutlich Ohrenschmerzen.
Das ist von Bowers & Wilkins und selbst vom serienmässigen Harman Kardon System im kleinen EX30 so weit weg wie der Schwarzwaldgipfel vom Matterhorn – von Segnungen wie Navigation, Google-Sprachsteuerung oder Freisprechanlage mal ganz abgesehen.
In modernen Volvo Modellen gibt es keinen Song, der zum Auto passt – und genau das ist der eigentliche Fortschritt: Du kannst jederzeit den Song geniessen, der am besten zu deiner Stimmung oder zur Landschaft passt – in einer Qualität, die ich, als ich mit HiFi anfing, nicht mal zu Hause kannte.
Herzlichen Dank an dich Stefan, für die spannenden Einblicke in die Welt des perfekten Klangs im Auto – und natürlich für die Anekdoten, die zeigen, dass Car-HiFi weit mehr ist als nur Technik.
Und wer bis hierhin gelesen hat, weiss jetzt vermutlich mehr über Soundsysteme als 95 Prozent aller anderen – vielleicht wirst du dich beim nächsten Song in deinem Volvo dabei ertappen, wie du den Sound noch etwas bewusster erlebst. Viel Spass beim Hören, Fahren und vielleicht sogar beim nächsten eigenen Klangtest im Volvo.
Du hast keinen Volvo mit einem der beiden grossartigen Soundsystemen? Dann hör’ doch bei einem Volvo Partner in deiner Nähe vorbei.