Die beiden Belgier Greg und Robin fuhren mit ihrem alten Volvo 240 entlang der afrikanischen Westküste bis nach Kapstadt. Über die letzte grosse Reise mit dem Oldie haben sie ein Buch geschrieben: «Last Ride»*.
Nachdem die beiden Freunde mit dem Volvo 240 GL von Brüssel nach Marokko fuhren, sollte der Afrika-Roadtrip so richtig in Mauretanien beginnen, einem Land, das mehrheitlich aus Sand, der Westsahara, besteht.
Mauretanien
«Für den Grenzübertritt haben wir vorsichtshalber einen einheimischen Guide engagiert, der es uns ermöglichen sollte, die Formalitäten, die für einen einfachen Touristen mehrere Stunden dauern, auf ein Minimum zu reduzieren.»
So weit so gut, bis der Zöllner bei der Durchsuchung des Autos das Bier entdeckte, das in der Kühlbox verstaut war. Er sagte ihnen, dass es verboten sei, mit diesen Dosen ins Land einzureisen. Greg und Robin standen vor der Entscheidung: «Entweder kehren wir mit dem Bier nach Marokko zurück oder wir übergeben die Dosen dem Zöllner zur Vernichtung. Wir entschieden uns für die zweite Lösung! Etwas später sahen wir, wie der Beamte das konfiszierte Bier unter den Kollegen verteilte.»
Just, als die beiden ins Land einreisen wollten und Greg ein Video zu drehen begann, griff eine Hand in den Fahrgastraum und nach dem Smartphone. Der Offizier, der für die Zollschranke verantwortlich ist, glaubte, gefilmt zu werden. «Als sie feststellten, dass das Handy voller Bilder war, auf denen die einzelnen Schritte der Kontrolle aufgezeichnet waren, mussten wir fünf Stunden lang ständige Verhöre über uns ergehen lassen. Schliesslich akzeptierten sie unsere Erklärung, dass es sich um Erinnerungen handelt, für unsere Familien, für uns, um von den Ländern zu erzählen, die wir durchquert hatten. Sie löschten trotzdem alle Aufnahmen, bevor sie uns die Weiterreise gestatteten.»
Durch die Stunden, die Greg und Robin am Zoll verloren hatten, blieb ihnen keine andere Wahl, als gleich zur Herberge zu fahren, in der sie übernachten wollten. «Unser Guide, der auf dem Vordersitz sass, stieg als Erster aus und klemmte dabei seine Hand so unglücklich in der Türe ein, dass sie gebrochen war. Wir stiegen sofort ins Auto und fuhren zum Krankenhaus, wo eine unglaublich lange Schlange auf uns wartete. Zum Glück liess unser Guide seine Beziehungen spielen und wurde prioritär behandelt. Zurück in der Herberge, erschöpft und hungrig, tauschten wir unsere Dirhams und Euros in Ouguiya (mauretanische Währung) um, bevor wir uns von unserem einheimischen Begleiter trennten», notiert Robin in sein Reisetagebuch.
Am nächsten Tag fanden sich Greg und Robin inmitten von Wüstenlandschaften wieder: nichts als Sand, Sonne und Horizont.
Dieser hatte es in sich. So blieb Lovlov in den Dünen stecken. «Allein im Nirgendwo wurden unsere Fähigkeiten auf die Probe gestellt. Die nächste Strasse war etwa 50 km entfernt, wir hatten kein Netz zum Telefonieren, aber wir hatten Wasser, etwas zu essen und eine gute Portion Unbeschwertheit, die uns vor Panik bewahrte. Mit einer Schaufel, Sandblechen für die Hinterräder und Ästen, die wir hier und da gesammelt hatten, befreiten wir Lovlov nach eineinhalb Stunden aus dieser misslichen Lage. Danach sind wir mit durchgedrücktem Gaspedal gefahren, um nicht noch einmal Gefahr zu laufen, stecken zu bleiben. Bei diesem wilden Ritt erlitt Lovlov einen ersten Ausfall – sie überhitzte. Wir füllten den Kühler mit Wasser und gönnten ihr eine Pause.»
Senegal
«Wir kamen gegen Mittag an der Grenze an. Zu unserer grossen Überraschung wurden wir von den Zöllnern eingeladen, an ihrem Essen teilzunehmen. Wir sassen auf dem Boden neben Soldaten, Polizisten und Zollbeamten und assen mit ihnen das Nationalgericht ‹Thiéboudienne›.»
Nach der Besichtigung der Stadt Saint Louis fuhren sie nach Dakar, um einige notwendige Verwaltungsformalitäten zu erledigen. «Entlang der Küste waren wir auf wunderschönen Strassen unterwegs, gesäumt von Händlern und Ständen, die unter dem Gewicht von Obst und Gemüse fast zusammenbrachen, inmitten einer unglaublichen Landschaft. Selbst die Bäume erschienen uns spektakulär.»
Leider wurden die atemberaubenden Erlebnisse von technischen Problemen überschattet: der Kühler von Lovlov neigte zum Überhitzen. «Weil wir keine Volvo Teile finden konnten, mussten wir den Viskokuppler mit einer Schraube blockieren, sodass er ständig auf Hochtouren lief, um das Problem der Überhitzung improvisiert zu lösen.» Doch es kam noch dicker: «Unglücklicherweise wurden wir dann auch noch Opfer einer unrechtmässigen Verhaftung, weil die getönten Scheiben unseres Fahrzeugs nicht den Vorschriften entsprachen, obwohl es gar keine gab! Wir wurden mit Korruptionsversuchen konfrontiert, die mit ‹französischen› Gesetzestexten untermauert wurden, und gerieten in endlose Verhandlungen mit den Behörden.»
In der folgenden Nacht kam es dann noch schlimmer: «Wir übernachteten am Ufer des Gambia-Flusses, der sich auch als idealer Ort zum Surfen erwies. Mitten in der Nacht wurden wir aber von einem grossen Feuer geweckt. Zum Glück war der Wind nicht so stark, so dass wir von dieser Katastrophe verschont blieben.»
Wieder unterwegs, kamen sie in ein aussergewöhnliches Dorf, wo sie wie Könige empfangen wurden. «Der Dorfvorsteher lud uns ein, die Nacht bei ihm zu verbringen, die Bewohner kennenzulernen, ihre Mahlzeiten zu teilen und eine Dusche zu geniessen, die aus Eimern mit Wasser bestand.»
Gambia
«Unsere Reise führte uns weiter nach Gambia, einer englischen Enklave, die nur 25 Kilometer breit ist. Diese Region war wohl die korrupteste von allen, die wir durchquert hatten – wir hatten es wirklich schwer. Alles wurde zum Vorwand, um uns Geld abzuknöpfen und unsere Zeit zu verschwenden.»
In diesem Land versagte Lovlovs Viskokupplung. Das Auto überhitzte erneut und es leuchteten alle Kontrollleuchten auf dem Armaturenbrett auf, weil sich Teile des Motors lösten. Aber sie hatten Glück, dass sie junge Männer fanden, die Lovlov fast fachgerecht reparieren konnten.
Guinea
Der Übergang nach Guinea verlief nach der Überprüfung der Papiere eigentlich gut. Allerdings passierte Robin beim Zollhäuschen ein Malheur. «Ich kann nicht erklären, warum, aber ich habe das Auto in die Hütte gefahren, wodurch die hintere Windschutzscheibe kaputt ging. Nach einer verwirrten Entschuldigung und einer notdürftigen Reparatur des Fahrzeugs mit Klebeband machte sich das Duo auf den Weg nach Bogoma.
«Wir waren überwältigt von der Flora und Fauna, die es in diesen Bergen gibt, und liessen uns von ihrem Lebensrhythmus verführen, der sich so sehr von unseren westlichen Gewohnheiten unterscheidet.»
In der Stadt Mali wollten Greg und Robin die Windschutzscheibe für den Volvo 240 reparieren lassen. «Da es keine passende Windschutzscheibe für unser Auto gab, schlossen sie den Innenraum, indem sie das Dach eines Peugeot anschweissten. Nach dieser notdürftigen Reparatur setzten wir unser Abenteuer fort.» Guinea hat viel zu bieten: wunderschöne Landschaften, aussergewöhnliche Pisten, eine einzigartige Vegetation und unglaublich herzliche Menschen.
«Vor den Kambadaga-Wasserfällen hielten wir das Auto am Flussufer an. Angesichts dieser atemberaubenden Kulisse hatten wir das unbeschreibliche Gefühl, von der Welt abgeschnitten zu sein. Wir blieben 24 Stunden dort, nutzten das Wasser zum Baden, aber auch, um ein wenig Wäsche zu waschen und Geschirr zu spülen. Wir werden uns an die Schönheit dieses Ortes erinnern, aber auch an das Geräusch des Wassers, das durch die Wasserfälle fliesst und unseren kurzen Aufenthalt so friedlich gemacht hat.»
Auch in Guinea holte sie die Korruption ein: «Wir begannen, uns mit dieser Praxis vertraut zu machen und wurden immer effizienter darin, sie zu unterlaufen. Als wir das wertvolle Zolldokument in den Händen hielten, stellten wir fest, dass Lovlov ein Leck im Tank hat.»
Elfenbeinküste
«Die Einreise in die Elfenbeinküste wurde uns zunächst wegen eines fehlenden Papiers verwehrt, das wir aus dem über zehn Stunden entfernten Conakry holen sollten. Wir lehnten ab und begannen Verhandlungen, die damit endeten, dass wir ein altes Mobiltelefon aus unserem Gepäck eintauschen mussten.»
Nachdem sie die Grenze passiert hatten, fuhren sie geradeaus nach Abidjan, wo sie hoffentlich Werkstätten finden sollten. «Wir nutzten diesen Stopp, um Lovlov, die in den letzten Stunden sehr gelitten hatte, wieder auf Vordermann zu bringen. Sie brauchte einen Ölwechsel, neue Bremsbeläge, den Austausch der Hinterradaufhängung, für die wir die Federn eines Jeeps nahmen, sowie eine Neuauswuchtung der Räder.»
«Durch gemeinsame Freunde lernten wir tolle Abidjaner kennen, die sich Zeit für uns nehmen, um mit uns die Stadt zu erkunden. Sie nahmen uns auch mit an die Küste, genauer gesagt nach Assinie-Mafia im Südosten der Elfenbeinküste. Dort blieben wir einen Tag zum Surfen.»
Ghana
«Bei der Vorbereitung unserer Reise hatte ich ‹Cape Three Point› ausfindig gemacht, einen idealen Ort zum Surfen, zu dem ich unbedingt wollte, gleich hinter der Grenze. Als wir ankamen, war es bereits dunkel.» Am nächsten Morgen staunten sie nicht schlecht: «Unsere Hütte lag direkt am Strand, mit Blick auf das Meer, und die Sonne schien. Wir hatten geplant, nur einen oder zwei Tage dort zu verweilen, doch wir verbrachten fünf Tage mit Surfen. Der Rest der Reise durch dieses Land war weniger bezaubernd und wir merkten, wie viel Glück wir hatten, diesen Ort auf unserer Reise gefunden zu haben.»
Togo / Benin
Da die Distanz zwischen den beiden Ländern entlang der Küste sehr kurz ist, beschlossen Greg und Robin, die Strecke in einem Zug zu durchqueren – mit Zwischenstopp in Cotonou, der Wirtschaftsmetropole von Benin. Denn ihr nächstes Ziel erfordert aufgrund der Instabilität des Landes eine möglichst gewissenhafte Vorbereitung. «Wir fragten uns, ob es nicht besser wäre, uns von einer Eskorte begleiten zu lassen.»
Im nächsten Teil des Reiseberichts erfährst du, wie es Greg und Robin auf ihrem Abenteuer weiter ergangen ist.
Hier geht es zu den anderen Last-Ride-Beiträgen
● Die letzte Reise eines Volvo 240 GL von Belgien nach Südafrika.
● Spannungen, Strapazen und Gefahr auf dem Weg Richtung Süden.
● Schafft es der Volvo 240 GL ans Ziel?
*Das Buch «Last Ride» ist auf Französisch erschienen, umfasst 208 Seiten mit 170 Bildern und ist hier bestellbar.