Lange war der Motor die Seele eines Autos. Doch was früher 4-, 6- oder 8-Zylindermotoren waren, sind heute Akkupakete. Im Battery Lab im Volvo Hauptsitz Torslanda in Göteborg werden Zellen, Module und ganze Packs unter extremsten Bedingungen getestet.
Hier tüfteln die «Daniel Düsentriebs» von Volvo Cars – an 7 Tagen und jeweils 24 Stunden. Das vollautomatisierte Lab zählt zu den modernsten weltweit. Rund 68 Millionen Franken steckte Volvo in sein hauseigenes Testzentrum. Gut zwei Dutzend hochspezialisierte Techniker und Ingenieure sind mit Analysen und Auswertungen beschäftigt. Volvo hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 vollständig elektrisch unterwegs zu sein. Dabei ist für das Unternehmen die Beherrschung der Batterie ein Schlüssel zum Erfolg.
Komplexe Experimente mit den Batterien
Die Cracks vom Battery Lab nehmen Batterien auseinander, setzen sie wieder zusammen. Noch und noch. Und sie experimentieren mit verschiedenen Chemikalien. Weil laufend neue Produkte für billigere Zellen oder eine bessere Energiedichte auf den Markt kommen, müssen die Tests immer und immer wieder durchgeführt werden. Manche Tests dauern bis zu zwei Jahre. Es gibt aber auch einen beschleunigten Haltbarkeitstest, der 10 bis 15 Jahre simuliert.
Volvo testet die Batterien auch bei Extremtemperaturen
Mehr noch: Die Ingenieure lassen die Akkus auch frieren und schwitzen – bei minus 30 Grad Celsius bis 70 Grad plus. Batterien sind sehr temperaturempfindlich, das kennt jeder von seinem Handy oder seinem Fotoapparat. Der Knackpunkt: Im Innern müssen die Batterien unabhängig von den klimatischen Bedingungen draussen eine stabile Temperatur aufrechterhalten. Deshalb müssen die Ingenieure die heiklen Energiespeicher ausgiebig unter die Lupe nehmen und dabei erst noch extrem stark belasten.
Ein grosses Plus des Battery Labs
Alle Testobjekte können mit dem Wasserkühlsystem individuell gekühlt werden. Auch die Luftfeuchtigkeit lässt sich wunschgemäss fingieren. Und das sowohl in den einzelnen Klimakammern als auch in den Räumen. Bis anhin wurden die Autos mit ihren Batterien bei extremen Bedingungen im kalten Winter Schwedens oder im warmen Südspanien getestet. Mit dem Battery Lab geht das nun viel schneller und bequemer. Auch konnten die Tester so den Planungs- und Logistikaufwand stark reduzieren. Und weil es keine Abhängigkeit von Drittanbietern mehr gibt, sind die Resultate und Analysen für das Prüfteam erst noch vertrauenswürdiger.
Der Clou am neuen Battery Lab
In Göteborg und Shanghai können die Spezialisten rund 300 Testobjekte gleichzeitig unter die Lupe nehmen. Unter dem Strich geht es darum, die Batterien leichter, umweltverträglicher und leistungsfähiger zu machen. So erstaunt es nicht, dass man heute schon viel mehr Kilometer aus einer Kilowattstunde herausholen kann, als noch vor ein paar Jahren. Mit dem Bau seines revolutionären Battery Labs startete Volvo bereits 2017, im zweiten Quartal 2024 konnte das ganze Projekt mit Phase 3 und mehreren Kammern für Zellen, Module und ganze Packs abgeschlossen werden. Der riesige Aufwand lohnt sich: Batterien sind das teuerste Bauteil eines jeden elektrischen Antriebsstranges, die Seele eines jeden E-Cars.