Was tun, wenn der geliebte Volvo nicht mehr durch die MFK kommt? Auf nach Südafrika – so die Antwort zweier Belgier, die mit dem Volvo 240 GL eine letzte grosse Reise unternehmen wollten. Es sollte ein unvergessliches Abenteuer werden, das sie im Buch «Last Ride»* festgehalten haben.
Robin und Greg kennen sich seit mehreren Jahren und haben zusammen bereits mehrere Abenteuer erlebt. Mit Robins Volvo 240 GL waren sie viel unterwegs und haben das Zelt irgendwo in atemberaubender Landschaft aufgeschlagen. Gekauft hat Robin den Volvo 240 GL mit Jahrgang 1990 im Jahr 2020. «Ich mochte das Aussehen dieses Modells schon immer, sein Vintage-Feeling, den Komfort und die vielen Vorteile dieses Fahrzeuges. Ich suchte 18 Monate lang nach dem passenden Auto, bis ich es endlich in den Niederlanden fand.» Der Veteran hatte damals schon 268 000 Kilometer auf dem Tacho – also erst richtig warm gelaufen. Robin hat den Volvo 240 sofort ins Herz geschlossen und ihm bzw. ihr den Spitznamen «Lovlov» gegeben.
Lovlov, die treue Begleiterin
«In den ersten zwei Jahren fuhr ich mit ‹Lovlov› vor allem in Brüssel herum, durchquerte Belgien und nahm sie mit auf die Strassen Frankreichs, Spaniens und Portugals; beladen mit meiner Surfausrüstung, stets auf der Suche nach den schönsten Wellen», schwelgt Robin in den gemeinsamen Erinnerungen. Im September 2022 sollte die Liebe einen herben Dämpfer erfahren. «Im September 2022 kam ich mit einer roten Karte aus der Motorfahrzeug-Kontrolle zurück. Die Liste der zu reparierenden Punkte war zu lang, als dass ich sie mir alle hätte merken können. Traurig rief ich Greg an, um ihm mitzuteilen, dass der Volvo durchgefallen war und die geforderten Reparaturen nicht mehr möglich waren. Greg fragte mich, was ich nun mit ihm vorhätte …» Da kam Robin eine alte Idee in den Sinn, von der beide schon lange träumten: eine Reise durch Afrika.
Jetzt oder nie
«Greg, jetzt oder nie. Alles passt zusammen: das Auto, der Winter steht vor der Tür – es ist an der Zeit, unseren Plan, Afrika entlang der Westküste zu durchqueren, in die Tat umzusetzen», sagte Robin. Greg war sofort Feuer und Flamme.
Robin und Greg legten auch gleich ein Datum für die Abreise fest: 28. November 2022. Nun gab es kein Zurück mehr. «Wir legten die Route fest und wählten die Länder aus, die wir durchqueren wollten.» Die beiden Abenteurer begannen auch gleich mit den administrativen Schritten, die für diese Reise unerlässlich sind. Auch der Volvo 240 GL bekam eine Generalüberholung sowie eine zusätzliche Camping-Ausstattung.
Viel zu spät kam es Robin und Greg allerdings in den Sinn, sich impfen zu lassen. «Leider gab es keine Termine mehr, die weniger als sechs Monate in der Zukunft lagen. Mit viel Ausdauer fand ich schliesslich ein Krankenhaus, etwa hundert Kilometer von unserem Wohnort entfernt. Eine der Impfungen musste eine Woche später, also am Tag unserer Abreise, aufgefrischt werden. Gregs Mutter, eine Tierärztin, spritzte uns die letzte notwendige Dosis, während der Motor bereits lief.»
Start in Brüssel
«Wir wählten die Arkaden im Park Cinquantenaire in Brüssel als Startpunkt. Lovlov glitzerte im grauen Herbstlicht. Würde sie wirklich die ganze Reise über durchhalten?» Nach letzten Umarmungen mit ihren Liebsten, konnte die Reise nach Südafrika losgehen.
«Da wir es kaum erwarten konnten, den afrikanischen Kontinent zu erreichen und den winterlichen Temperaturen in Belgien zu entfliehen, hatten wir vereinbart, dass wir die erste Etappe bis nach Südspanien in einem Rutsch durchfahren.»
Nach 22 Stunden Fahrt kamen sie schliesslich in Algeciras an und bestiegen die Fähre nach Tanger. «Wir gönnten Lovlov eine erste Ruhepause im Bauch des Schiffes, während wir an Deck in die unendliche Weite blickten. Wir liessen den europäischen Kontinent hinter uns, der afrikanische rückte näher.»
Surfen in Marokko
In Tanger angekommen, setzt der Volvo 240 zum ersten Mal auf afrikanischem Boden auf. «Die Zöllner sind herzlich, die Formalitäten schnell erledigt. Lovlov kann endlich seinen Last Ride beginnen!», vermerkte Robin in seinem Reisetagebuch.
Bevor der Afrika-Roadtrip so richtig ins Rollen kam, gönnten sich Greg und Robin eine kleine Auszeit. «Wir lieben Marokko, das Land und die Landschaft, den Duft von Jasmin und den Geruch von Gewürzen an den Ständen der Händler. Weil wir das Land schon mehrmals besucht hatten, beschlossen wir, hier ein paar Tage zum Surfen zu bleiben.» Imsouane ist ein Hot-Spot für Surfer und eine Mischung aus marokkanischer Authentizität und Touristenattraktionen. Hier wollen sich die beiden in die Wellen stürzen.
Nach dem Surf-Intermezzo konnte der Roadtrip so richtig losgehen, durch die Westsahara nach Mauretanien: «Wir fuhren durch unendliche Landschaften im Nirgendwo. Die einzige Route, der wir folgen konnten, bestand aus unzähligen Kilometer langen Geraden, die wir allein in der Sandwüste zurücklegen mussten – genau das, was wir uns gewünscht hatten.»
Mehr darüber erfährst du im zweiten Teil des Reiseberichts.
Hier geht es zu den anderen Last-Ride-Beiträgen
● Mit dem Volvo 240 von Mauretanien nach Togo.
● Spannungen, Strapazen und Gefahr auf dem Weg Richtung Süden.
● Schafft es der Volvo 240 GL ans Ziel?
*Das Buch «Last Ride» ist auf Französisch erschienen, umfasst 208 Seiten mit 170 Bildern und ist hier bestellbar.