Der Jakobsweg bildet das wohl älteste und grösste Wandernetz Europas. Der Pilgerweg führt auch quer durch die Schweiz und gehört zu den abwechslungsreichsten Mehrtageswanderungen.
Alle Wege führen nicht etwa nach Rom, sondern nach Santiago de Compostela, zum Grab des heiligen Jakobus. Seit über tausend Jahren pilgern Gläubige aus ganz Europa nach Galizien in Spanien. Der historische Pilgerweg wird längst nicht mehr nur von spirituellen Katholiken begangen, sondern in Etappen auch von säkularen Wanderern, die auf der Suche nach Selbsterkenntnis sind oder einfach eine abwechslungsreiche Wanderung geniessen wollen.
Heute folgen viele Jakobsweg-Routen wieder dem ursprünglichen Verlauf, auch in der Schweiz. Nebst speziellen Wegweisern ist die ViaJacobi auch durch in den Boden eingelassene Muscheln gekennzeichnet – das Symbol des heiligen Jakobus.
Quer durch die Schweiz
Der Schweizer Jakobsweg führt vom Bodensee nach Genf. Insgesamt ist die ViaJacobi 645 Kilometer lang und in 33 Etappen unterteilt. Sie können auch als einzelne Mehrtageswanderungen begangen werden, wie die viertägige Tour von Rorschach nach Einsiedeln. Es handelt sich um eine sehr beliebte Route, die technisch nicht zu anspruchsvoll ist und zudem wunderschöne Aussichten bietet.
Etappe Rorschach – Herisau, ca. 6.45 Stunden, 25 Kilometer
Schon vor 700 Jahren wurde Rorschach als Pilgerort erwähnt. Von der hübschen Bodensee-Quaipromenade geht es in rund vier Stunden über Untereggen, wo das Schloss Sulzberg zu bestaunen ist, nach St. Gallen. Hier warten mit der Stiftsbibliothek und der Altstadt (111 Erker) die ersten Highlights der Route. Leider kann man hier nicht zu lange verweilen, denn weiter geht die Wanderung über hohe Brücken via Gübsensee nach Herisau, dem Hauptort des Kantons Appenzell-Ausserrhoden.
Etappe Herisau – Wattwil, ca. 7.15 Stunden, 24 Kilometer
Weiden und Wälder, Hügel und Täler: So lässt sich der zweite Wandertag beschreiben. Die Route führt über einen schönen Kamm bei Schwellbrunn vorbei nach St. Peterzell im Neckertal. Diese Route bietet unterwegs ein faszinierendes Panorama mit dem Alpstein und den sanften Hügeln des Appenzellerlandes und Toggenburgs. Von St. Peterzell geht es nach Wattwil. Der Hauptort des Toggenburgs wurde durch die Textilindustrie geformt und hat sich in den letzten Jahren stark modernisiert, nicht zuletzt dank der Umfahrungsstrasse, die nun direkt ins Obertoggenburg führt.

Etappe Wattwil – Rapperswil, ca 7.30 Stunden, 28 Kilometer
Von Wattwil führt die ViaJacobi zur Burg Iberg, die 1240 erbaut wurde. Es geht dann zuerst bergwärts auf den Ricken, worauf ein leichter Abstieg nach St. Gallenkappel folgt. Das letzte Stück führt durch den Jonerwald nach Rapperswil. Es gibt keine Stadt in der Schweiz, die so fein duftet wie Rapperswil. Hier blühen jährlich 20 000 Rosen. Die Rosenstadt ist aber auch eine Schloss-, Seen-, Insel- und Erlebnis-Stadt.
Etappe Rapperswil – Einsiedeln, 4.50 Stunden, ca. 16 Kilometer
Die Geschichte Rapperswils ist eng verbunden mit dem Jakobsweg, der seit 1358 über den Seedamm nach Pfäffikon führt. Um die Jahrtausendwende wurde der Jakobsweg auf der Originalroute nachgebaut und führt von Pfäffikon über den Etzelpass nach Einsiedeln. Jedes Jahr pilgern rund 800 000 Menschen zum Kloster Einsiedeln, das im 10. Jahrhundert begründet wurde. Anziehungspunkt ist die Schwarze Madonna, eine 117 Zentimeter hohe Marienfigur aus dem 15. Jahrhundert, die von Gläubigen angebetet wird. Das zentrale Bauwerk des Klosters ist die doppeltürmige Stiftskirche, die 1735 gebaut wurde und heute als die bedeutendste Barockkirche der Schweiz gilt.


Bilder: iStock, wo nicht anders vermerkt





