Sei es Alpkäse, Wein oder Kastanien: An den traditionellen Schweizer Herbstfesten werden die regionalen Ernten gefeiert. Aber nicht nur, wie folgende Bräuche zeigen.
Woldmanndli-Umzug, Andermatt
Wenn am 21. Oktober eine Horde Kinder mit Ziegenhörnern und Treicheln vom Gurschenwald nach Andermatt zieht, handelt es sich um einen über 600 Jahre alten Brauch. Der lärmige «Woldmanndli»-Umzug erinnert an die Arbeiter und Tagelöhner, die einst zum Wohl der Dorfbevölkerung den für den Lawinenschutz wichtigen Gurschenwald pflegten und schützten. Die lebendige Tradition findet jeweils am Chilbi-Samstag statt.
Kuhrennen, Flumserberg
Pferderennen kennt jeder. Aber wer war schon mal an einem Kuhrennen inmitten herrlicher Bergkulisse? Auf der «Flumsi» wird diese Tradition am Alpchäsmarkt bis heute gepflegt. Es handelt sich übrigens um das einzige Kuhrennen in der Schweiz. Noch eine Besonderheit: Ausschliesslich Frauen dürfen auf den Kühen reiten. Daneben gibt es einen grossen Käsemarkt, aber auch traditionelle Handwerkskunst, regionale Spezialitäten und urchige musikalische Unterhaltung. Dieses Jahr findet der Event am 22. Oktober statt.
Innerschweizer Älpler- und Sennenchilbi
Erntedankfeste heissen in der Zentralschweiz Älpler- oder Sennenchilbi. Sie finden jeweils nach Abschluss der Viehsömmerung statt. Dann wird die Rückkehr der Sennen und Sennerinnen gefeiert, die den Sommer über auf der Alp das Vieh bewirtschaften. Sie hüten und versorgen nicht nur die Tiere, sondern machen auch Käse und unterhalten die Alp. Ende Oktober kommt die Zeit, den Sommer zu verabschieden. Dafür versammeln sie sich auf dem Dorfplatz und geben Sprüche zum Besten – nicht selten auch mit Seitenhieben auf lokale Prominenz.
Die bekanntesten Sennenchilbis sind jene von Weggis und Küssnacht am Rigi. Sie finden im Fünf- respektive Sechsjahresrhythmus statt. Es handelt sich um mehrtägige Grossanlässe mit bis zu dreissigtausend Besucherinnen und Besuchern.
Räbeliechtli-Umzüge, Richterswil
Hast du gewusst, dass Räben im Mittelalter zu den Grundnahrungsmitteln gehörten? Beim Räbeliechtli-Umzug handelt es sich um eine Art Erntefest, nachdem im November die letzten Feldfrüchte eingebracht wurden. Die ausgehöhlten Räben wurden früher zu Laternen geschnitzt, um den Weg zur Kirche zu leuchten. Daraus hat sich die Tradition der Räbeliechtli-Umzüge entwickelt, die bis ins 19. Jahrhundert zurückgeht. Die weltweit grösste Räbechilbi mit über 15 000 Besucherinnen und Besuchern findet jeweils am zweiten Samstag im November in Richterswil statt, an dem über 25 Tonnen Räben verwendet werden. Dieses Jahr findet der Anlass am 11. November statt.
Zibelemärit, Bern
Die Zwiebel ist eine der ältesten Kulturpflanzen überhaupt. Jeweils am vierten Montag im November wird Bern zur Zwiebel-Hauptstadt der Welt. Fast der ganze Markt dreht sich um die feine Knolle. In den Auslagen der Marktstände auf dem Bundeshausplatz liegen unzählige kunstvolle Zwiebelzöpfe, Zwiebelkränze, Zwiebelfiguren etc. Die schönsten und prächtigsten bekommen die meisten Besucherinnen und Besucher allerdings gar nicht zu Gesicht, da sie bereits vor dem offiziellen Start um 6 Uhr morgens die Besitzer gewechselt haben. So werden die ersten Zwiebeln bereits um 3 Uhr morgens gehandelt. Dieses Jahr findet er am 27. November statt.