China, Indien und Kenia sind die grössten Teeproduzenten der Welt. Dort gibt es Gebiete, in denen ideale Bedingungen für Teepflanzen herrschen. Nicht so wie hierzulande: Doch auch in der Schweiz gibt es seit 2005 eine Teeplantage – auf dem legendären Monte Verità.
Die Schweizerinnen und Schweizer lieben Tee. Im Jahr 2022 wurden gemäss der Fachzeitschrift «Schweizer Bauer» 7600 Tonnen Tee importiert. Unser wichtigster Tee-Handelspartner ist dabei Kenia. Dort herrschen ideale Voraussetzungen: Auf Hochebenen von rund 2000 Metern über dem Meer scheint fast immer die Sonne, aber es regnet auch fast täglich bei durchschnittlichen Temperaturen von rund 20 Grad. Solche Bedingungen gibt es in der Schweiz kaum. Ausser im Tessin – auf dem Monte Verità. Ausgerechnet an jenem Ort, der vor über einem Jahrhundert zur ersten Hippie-Kommune der Welt wurde.
Subtropischer Hausberg
«Der Tee gedeiht eigentlich am besten in subtropischen Regionen», weiss Katrin Lange. Sie betreibt seit 2016 auf dem Monte Verità, dem Hausberg von Ascona, die erste Teeplantage der Schweiz. «Auf dem Monte Verità ist das Klima begünstigt durch die südliche Lage, den grossen See und geschützt durch die umliegenden Berge». Katrin Lange muss es wissen. Sie ist eine absolute Tee-Expertin. Vor 40 Jahren eröffnete sie den «Länggass-Tee» in Bern.
Vor sieben Jahren wagte sie zusammen mit ihrem Mann Gerhard das Experiment, die Teeplantage auf dem Monte Verità zu übernehmen. Sie holten sich zur Unterstützung das Ehepaar Tobias und Corinne Denzler an Bord. Sie wussten zwar schon einiges über Grün- und Schwarztee, aber wie man Tee anbaut und verarbeitet, das war für sie Neuland.
Wer nicht wagt …
«Wir haben den Tee nicht selber angepflanzt, sondern den Garten bereits übernommen. Der Tee braucht mindestens 4 Jahre, bis er überhaupt geerntet und verarbeitet werden kann. Wie auch beim Wein ist das Terrain sowie das Handwerk der Tee verarbeitenden Menschen von Bedeutung. Das unterscheidet den Tee im Endprodukt voneinander», erklärt Katrin Lange.
Begehbarer Teegarten
Die Teeplantage fügt sich harmonisch in den grossen Park auf dem Monte Verità. Auf einem angelegten Weg ist der Teegarten sogar begehbar. Ein Zen-Garten gehört ebenso dazu wie die andächtige Ruhe, in der hier die Teepflanzen gedeihen.
Die Blätter der Camellia Sinensis, so der lateinische Namen der Teepflanze, können hier geerntet und zu allen sechs Varianten verarbeitet werden: vom Weissen Tee über den gelben und grünen Tee bis zum Oolong-, schwarzen oder postfementierten Tee.
In der Casa del Tè haben die Besucherinnen und Besucher zusätzlich die Möglichkeit, an speziellen Tee-Zeremonien teilzunehmen.
Tessiner Pionierprojekt
Das Pionierprojekt auf dem Monte Verità trägt noch weitere Früchte. So könnte der Anbau von Teepflanzen schon bald ein weiteres Standbein für die Tessiner Bauern werden, denn es gibt bereits weitere Plantagen im Maggia-Delta bei Locarno. Neben Weinreben und Maispflanzen wachsen heute hier auch rund 500 weitere Teepflanzen.
Welchen Tee Katrin Lange selbst am liebsten hat? «Ich liebe alle Tees der Camellia Sinensis. Je nach Tageszeit, Jahreszeit und persönlicher Verfassung suche ich dann einen aus.» Tun wir es ihr einfach gleich und probieren alle Sorten einfach mal aus.