Wahrscheinlich hast du noch nie etwas von Margit Engellau gehört. Dabei hat die schwedische Physiotherapeutin massgeblich dazu beigetragen, dass Unfallopfer besser geschützt werden. Dank Margit Engellau gibt es seit über fünfzig Jahren in jedem Volvo serienmässig Kopfstützen.
In den 1960er-Jahren steckte die Fahrzeugsicherheit noch in den Kinderschuhen. Es war jene Zeit, als die ersten Crashtests stattfanden und erstmalig Sicherheitszubehör eingebaut wurde. Eine der wichtigsten Erfindungen der Automobilgeschichte kam 1959 von Volvo: die Erfindung des Dreipunkt-Sicherheitsgurts, der bis heute Millionen Menschen das Leben gerettet hat.
Zeitenwende bei Volvo
An der Spitze von Volvo stand damals Gunnar Engellau. Zwischen 1956 und 1971 leitete der Schwede das Unternehmen sehr erfolgreich. Engellau war während seiner Zeit als Geschäftsführer massgeblich daran beteiligt, dass der schwedische Automobilhersteller zur Weltmarke aufstieg. Als er den Posten übernahm, produzierte Volvo Cars jährlich nur rund 31 000 Fahrzeuge – 15 Jahre später waren es mehr als 205 000 Fahrzeuge pro Jahr. Unter seiner Führung entstand auch das Werk Torslanda, das nächstes Jahr 60 Jahre alt wird und wo soeben der neunmillionste Volvo vom Band lief. Engellau brachte zudem legendäre Volvo Modelle auf den Markt wie beispielsweise den Volvo Amazon, den Volvo P1800 oder die Volvo 140er-Reihe.
Margit Engellaus Fachwissen
Hinter jedem erfolgreichen Mann steht bekanntlich eine starke Frau. Engellaus Gattin Margit arbeitete damals als Physiotherapeutin im Göteborger Krankenhaus Sahlgrenska. Dort hatte sie oft mit Opfern von Autounfällen zu tun. Bei gemeinsamen Abendessen erzählte sie ihrem Mann und seinen Arbeitskollegen von ihren Erfahrungen aus dem Krankenhaus und mit welchen Verletzungen sie es zu tun hatte. Bei vielen Unfallopfern handelte es sich um Schleudertraumas, die entstehen, wenn gewaltige Kräfte auf den Hals- und Kopfbereich einwirken. Sie schlug darum vor, den Rücken, Hals und Kopf der Insassen besser zu schützen.
Der revolutionäre Volvo Sitz
So kam es zur nächsten Sicherheitsinnovation: Dem Volvo Sitz, der 1965 auf den Markt kam. Es handelte sich um einen einzigartigen Fahrzeugsitz mit Lendenwirbelstütze und Polsterung aus weichem Kunststoffschaum, entwickelt auf der Grundlage von Margit Engellaus medizinischem Fachwissen.
Der Volvo Fahrzeugsitz war damals ein Wunderwerk der Ergonomie und Sicherheit. Kein anderes Auto hatte zu dieser Zeit eine verstellbare Rückenlehne. Das sorgte auch dafür, dass die Volvo Fahrer*innen weniger müde wurden – was die Sicherheit im Strassenverkehr zusätzlich erhöhte.
Kopfstütze serienmässig für alle
Mit der Einführung des Volvo Fahrzeugsitzes entstanden die ersten Entwürfe für eine Kopfstütze, die sich anfangs einfach am Sitz befestigen liess. Es ging nicht lange, da setzte sich das Konzept durch: Ab 1970 hatten alle Volvo Fahrzeuge bei den Vordersitzen serienmässig Kopfstützen – ein wichtiger Meilenstein zum Schutz der Fahrerinnen und Fahrer.
Das von Gunnar Engellau gefahrene Volvo Modell P1800 wird bald im neuen Volvo Museum zu sehen sein. Es handelt sich um ein ganz spezielles Modell – es hatte nämlich als erstes Kopfstützen.
Margit Engellau verstarb leider im Jahr 1981, doch mit ihren innovativen Ideen rettet sie bis zum heutigen Tag Menschenleben. Vielen Dank für dieses grosse Geschenk.
Titelbild: Johan Strindberg