Die Schweiz ist das Land der Wasserkraftwerke. Zwei Drittel unseres Stroms werden aus der Wasserkraft von rund 1300 grösseren und kleineren Kraftwerken gewonnen. Stauseen sind also äusserst wichtig für unser ökologisches Energiesystem. Folgende fünf Staudämme sind auch aus anderen Gründen interessant.
Verzasca-Staudamm – der Berühmteste
Laut Umfragen ist es der beste Stunt der Filmgeschichte: Bonds Sprung von der 220 Meter hohen Verzasca-Staumauer im Film «GoldenEye». Zwei Wochen dauerten die Dreharbeiten an der Mauer des Stausees Lago di Vogorno, bis die berühmte Anfangssequenz des James-Bond-Klassikers im Kasten war, in der sich 007 von der Staumauer in die enge Verzasca-Schlucht hinunter stürzte – mit einem Gummiseil an den Füssen. Pierce Brosnan schlotterten derart die Knie, dass Stuntman Wayne Michaels den Job erledigte, der 1995 damit den Bungee-Jump-Weltrekord schlug. Wer will, kann Michaels heute noch hinterher springen und den 7,5 Sekunden langen freien Fall erleben.
Grande Dixence – der Grösste
Der Grande Dixence ist mit 285 Metern die höchste Staumauer der Schweiz und eine der höchsten der Welt. Mit den rund 6 Millionen Kubikmetern verbauten Betons könnte man eine 1,5 Meter hohe und 10 Zentimeter breite Mauer rund um die Erde bauen. Hier wird unter anderem das Schmelzwasser von 35 Walliser Gletschern gesammelt. Die aus dem Speicherkraftwerk generierte Energie ist gigantisch. Der Grande Dixence kann rund 9 GWh (entspricht 9 Millionen Kilowattstunden) speichern. Und das kann man selbst erleben. Das Innere und Äussere der Staumauer lässt sich besichtigen und begehen.
Marmorera-Staudamm – der Mystische
Stauseen sind im Bündnerland keine Seltenheit – es gibt rund ein Dutzend Speicherseen. Doch Marmorera ist etwas ganz Besonderes. Dort, wo heute der Stausee ist, stand bis 1949 eine Kirche, eine Schule, 29 Wohnhäuser und 52 Ställe. Nachdem alle Bewohner und Bewohnerinnen von Marmorera umgesiedelt wurden, überflutete man 1954 das Dorf. Bis heute liegen die Ruinen des Dorfes auf dem Grund des Stausees. Das eignet sich natürlich besonders gut für Taucher, die hier dem verschollenen Dorf auf den Grund gehen können. Aber Achtung: Das Tauchen in der Nähe der Staumauer ist verboten.
Klöntalersee – der Erste
Die spiegelglatte Oberfläche reflektiert die Berge, was den Klöntalersee zu einem der schönsten Bergseen der Schweiz macht. Entstanden ist der Natursee im Klöntal vor langer Zeit durch einen Bergsturz. Durch seine günstige Lage sowie das Errichten eines zusätzlichen, natürlichen Erddammes im Jahr 1908 wurde der Klöntalersee schon früh zur Elektrizitätsgewinnung genutzt. Das Kraftwerk bildete zusammen mit dem Wasserkraftwerk Beznau (AG) die Wiege der Axpo. Die in den 1970er-Jahren umgebaute und erneuerte Anlage nutzt die Abflüsse eines Einzugsgebietes von 83 km2 im Gebiet der Glarner Alpen. Der Klöntalersee bildet aber auch ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, Fischer und Camper. Fun Fact: Bis 1953 wurde am Klöntalersee kommerziell Eis abgebaut. Bis in den Spätsommer liegt der Schnee in den teils schattigen Uferregionen.
Muttsee-Staudamm – der Neuste, Höchste und Längste
Der Muttsee Staudamm ist der neuste der Schweiz. Beim natürlichen Bergsee in den Glarner Alpen entstand bereits in den 1960er-Jahren die erste Staumauer, die zwischen 2009 und 2017 durch eine Betonmauer ersetzt wurde. Heute ist der Muttsee-Stausee nicht nur der höchste Stausee der Schweiz, sondern besitzt auch die längste Staumauer des Landes. Dem nicht genug: Im Sommer 2021 entsteht auf der Muttsee-Staumauer eine 10 000 m2 grosse Solaranlage mit 6000 Modulen. Sie soll Strom für über 600 zusätzliche Haushalte erzeugen.
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