Man braucht nicht in ein Museum zu gehen, um Kunst geniessen zu können. Viele Kunstwerke von Weltruf lassen sich hierzulande im öffentlichen Raum besuchen. Die grössten Schweizer Künstlerinnen und Künstler haben an öffentlichen Orten ihre Handschrift hinterlassen. Wir stellen sie dir in einer Serie vor.
Max Bill, Pavillon-Skulptur, Zürich
Max Bill gehört zu den wichtigsten Schweizer Vertretern der Konkreten Kunst. Die Skulpturen des in Winterthur geborenen Grafikers, Designers und Künstlers sind rund um den Globus zu finden. Schon kurz nach seinem Studium an der Bauhaus in Dessau machte er sich in der internationalen Kunstszene als Vertreter der Zürcher Schule der Konkreten einen Namen. In Zürich gibt es nicht nur den Max-Bill-Platz mit dem Max-Bill-Haus in Oerlikon, sondern auch die 1983 entstandene Pavillon-Skulptur an der Zürcher Bahnhofstrasse.
Roter Platz, St. Gallen
Nicht ganz so gross wie der gleichnamige Ort in Moskau ist der St. Galler Rote Platz. Dafür ist es ein echtes Kunstwerk der Künstler Pipilotti Rist und Carlos Martinez. 2005 als Installation für die neue Raiffeisen-Überbauung St.Gallen entstanden, gehört das grossflächige Kunstwerk, das aus 6252 m2 Tartanbelag besteht, heute zur Ostschweizer Metropole wie die Stiftsbibliothek des Klosters. Idee des Kunstwerks im neuen Bankenviertel war eine Art Stadtlounge, in welcher der öffentliche Raum zu einem Wohnzimmer wird. So überzieht der von Sportplätzen bekannte Belag Tische, Stühle, Sitzgruppen und Lounges, aber auch die Form eines deutschen Sportwagens, der vom Stadtteppich wie verschluckt wirkt.
Meret-Oppenheim-Brunnen, Bern
In Bern gibt es seit dem Mittelalter den «Chindlifrässerbrunnen». Daran stösst sich heute niemand mehr. Umso erstaunlicher, dass der 1983 eingeweihte Brunnen der Künstlerin Meret Oppenheim solch grosse Kontroversen auslöste. Es gab zunächst grosses Naserümpfen bei der Bevölkerung über den aussergewöhnlichen Brunnen am Waisenhausplatz, der sich ständig verändert. Als Symbol des Wachsens besteht er aus einer hohen Betonsäule, an der spiralförmig Wasser herunterfliesst. Das zunächst kahle Kunstwerk ist heute – ganz im Sinne der Künstlerin – mit Moos, Pflanzen und Kalkstein überwachsen.
Tinguely-Brunnen, Basel
Es tätscht, es hämmert, es quietscht, es bewegt sich: Jean Tinguelys metallische Skulpturen sind für Laien ebenso ein Erlebnis wie für Kultur-Enthusiasten und Kunst-Kenner. Eine der bekanntesten Kunstinstallationen des Freiburger Künstlers ist der Fastnachtsbrunnen auf dem Theaterplatz in Basel. Im Brunnen hat es zehn maschinelle Skulpturen, die zum Teil aus beweglichen, versetzbaren Teilen der ehemaligen Bühnenausstattung des Stadttheaters konstruiert wurden. Entstanden ist der Brunnen zwischen 1975 und 1977.
Hans Erni, Ta Panta Rei, Genf
Bis zu seinem 106. Lebensjahr war der ausserordentliche Schweizer Künstler in seinem Atelier tätig – seine fast 90-jährige Schaffenskraft rekordverdächtig. Hans Ernis Grafiken zierten 90 Briefmarken, aber auch hunderte von Plakaten, sei es für internationale NGOs, aber auch politische Abstimmungen. Sein Opus Magnum ist das Friedenskunstwerk beim Eingang des UNO-Hauptsitzes in Genf, das den Kampf des damals 100-jährigen Künstlers für Frieden zeigt. Es trägt den griechischen Titel «ta panta rei», was auf Deutsch «alles im Fluss» bedeutet. Es handelt sich um das grösste Keramikbild der Schweiz – beide Teile sind je 30 Meter lang.
Titelbild: © Wikimedia Commons, albinfo, CC BY-SA 3.0